Umfang der Festung Mainz
Beschreibung des Umfangs
Die Festung Mainz bildete nach der Armierung und dem Ausbau der Selzstellung einen starken Brückenkopf am Rhein. Der gestaffelte Aufbau und die Gliederung der Festung Mainz auf dem linken Rheinufer lassen sich auf einem Plan vom 14. August 1915 gut erkennen. Während des Krieges war er als »Geheim« eingestuft und befindet sich jetzt im Mainzer Stadtarchiv. Diese »schematische Darstellung der Stellungen« ist die einzige heute noch erhaltene und bekannte Quelle aus dem Ersten Weltkrieg, aus der sich ergibt, wie die Festung Mainz tatsächlich ausgebaut worden war und welche weitreichenden darüber hinausgehenden Planungen es gegeben hatte.
Den inneren Verteidigungsring bildeten als Stadtbefestigung die großen Mainzer Forts.
Im äußeren Verteidigungsring befanden sich die Festungswerke der Selzstellung in Rheinhessen. Diese war unterteilt in eine Hauptstellung und vier vorgeschobene Stellungen. Die Hauptstellung verlief in einem Halbkreis vom Rhein in Heidenfahrt über Ingelheim, Heidesheim, Wackernheim, Ober-Olm, Nieder-Olm, Ebersheim, Gau-Bischofsheim, Harxheim, Laubenheim bis nach Weisenau am Rhein. Vier Vorgeschobene Stellungen befanden sich auf dem Westerberg, beim Windhäuser Hof, in Zornheim und in Mommenheim/Nierstein.
Zwischen Bingen und Rüdesheim waren eine Eisenbahnbrücke (Name ab 1918: Hindenburgbrücke) für die Versorgung der Westfront eröffnet und die Planungen für einen befestigten »Brückenkopf Kempten« eingeleitet worden. Dieser gewaltige Ausbau der Festung Mainz spiegelt sich bei Günter Fischer wieder, der in einem Standardwerk zur Festung Mainz feststellt, dass bis 1916 aus »der Friedens-Gerippstellung mit ihren 10 Betonbauten [die beiden Wasserbehälter sind nicht mitgezählt] eine beachtliche Festungsfront entstanden war, welche die alten Werke in Mainz in den Schatten stellte«.
Schematische Darstellung der Festung Mainz auf dem Plan vom 14. August 1915
(Auszug aus dem Buch "Bollwerk Mainz")
Die Karte gibt einen Überblick über die Festungslinien entlang des linken Rheinufers. Innen ist die Stadtbefestigung mit den großen Mainzer Forts eingezeichnet. Es fehlt der Bretzenheimer Turm. Die beiden alten Mainzer Festungsringe sind als aufgelassen gekennzeichnet. Vor der Mainzer Stadtbefestigung ist eine Stellung II zu sehen, die ungefähr entlang des heutigen Autobahnrings verlaufen wäre, aber auf Grund des Kriegsverlaufs nicht ausgeführt wurde. Gebaut wurde die Selzstellung mit einer Hauptstellung von Heidenfahrt bis Weisenau sowie mit vier vorgeschobenen Stellungen. Bei der Bauausführung erhielten die Hauptstellung und die vorgeschobene Stellung Zornheim betonierte Festungswerke. Entlang der anderen Abschnitte wurden die Bauten mit Holz ausgeführt. Einige Kilometer vor der vorgeschobenen Stellung Westerberg war ein neuer »Brückenkopf Kempten« geplant. Dieser war wegen der Einweihung einer Eisenbahnbrücke zwischen Bingen-Kempten und Rüdesheim im Jahr 1915 erforderlich. Die Planunterlagen waren erstellt und bei der Militärverwaltung eingereicht worden. Die Umsetzung dieser Planungen erfolgte nicht mehr. Ebenso wurden auch die weiteren, in der KArte eingezeichneten Stellungen nicht mehr gebaut, die bis über die Nahe hinaus geplant, erkundet, besprochen und angeregt worden waren.
Blick ins Buch - Leseprobe
TEIL III | DER ÄUSSERE FESTUNGSRING
KAPITEL 09 | Die Selzstellung in Rheinhessen
Quellen der Bilder beim Start der Seite: Bild- und Plansammlung des Stadtarchives Mainz (Bilder 1 - Originalkarte, 3), Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin (Bilder 2 und 4)
Karte von 1915: Bild- und Plansammlung des Stadtarchives Mainz