Zornheim: 100 Jahre Erster Weltkrieg
28. September 2013 – Im nächsten Jahr jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal. Das war Anlass für die Arbeitsgemeinschaft Rheinhessischer Heimatforscher e.V., dieses wichtige Ereignis zum Thema für ihre Jahrestagung zu machen. Unter dem Titel "100 Jahre Erster Weltkrieg - Festungswerke der Selzstellung in Zornheim" informierten die beiden Referenten Georg Bertz und Rudolf Bülllesbach über die Vorbereitungen, die in und um Zornheim für den Ersten Weltkrieg getroffen worden waren. Ungläubiges Staunen gab es angesichts des gigantischen Umfangs der Baumaßnahmen und der konkreten Kriegsvorbereitungen. Alleine in Zornheim wurden bis 1915 insgesamt 89 betonierte Festungswerke gebaut. In der Nachbarschaft hatten die Militärs in Ebersheim 27, in Nieder-Olm 14 und in Harxheim 21 betonierte Infanterie-, Munitions- und Artillerieräume gebaut. "Zum Glück hat es den Krieg in den Weinbergen nicht gegeben", stellte ein Besucher am Ende der Veranstaltung erleichtert fest.
Zu sehen gab es in Zornheim erstmals ein neues Gemälde des Festungsmalers André Brauch. Dieser hatte auf der Grundlage alter Fotos, Originalplänen und umfangreichen Akten den "Infanteriestützpunkt Auf der Muhl" (Fort Muhl) originalgetreu rekonstruiert. Das Infanteriewerk stand auf der Grenze von Ebersheim und Nieder-Olm und war der widerstandsfähigste Punkt der Selzstellung. Fort Muhl war zu seiner Zeit eines der modernsten Festungswerke im Deutschen Reich.
Auf dem Bild war der Aufbau des Festungswerks gut zu erkennen. Die Anlage bestand aus einer zweistöckigen Kaserne und einem halbrunden Anbau. Vor der Kaserne befanden sich auf beiden Seiten zwei angrenzende Festungsbauten, die sogenannten Bereitschaftsräume. Hinzu kamen zwei Wachträume in jedem Schulterpunkt. Alle fünf Festungswerke von Fort Muhl waren aus Beton errichtet, die Decken aus Eisenbeton. Über den beiden Bereitschaftsräumen befanden sich betonierte Rückenwehren, die durch jeweils zwei Betontraversen unterteilt waren. Diese lagen etwa acht Meter über der Hofsohle und fünf Meter über dem Vorgelände. Zwischen den Bereitschaftsräumen war ein Erdwall mit sechs Erdtraversen aufgeschüttet worden. Im hinteren Bereich war der Wall durch einen vermutlich während der Armierung gebauten Deckwall abgeschlossen. Umgeben war das Fort Muhl von zwei Reihen Drahthindernisse. Inmitten der Drahthindernisse gab es drei Toreinfahrten. Um das ganze Werk verlief ein 720 m langes eisernes Hindernisgitter.
Prof. Dr. Dobras, Leiter des Stadtarchivs in Mainz, konnte viele Besucherinnen und Besucher im Ratssaal der Ortsgemeinde Zornheim besuchen.
Mehr Informationen
Mehr Gemälde des Festungsmalers André Brauch, hier
Gemälde der Festung Mainz, hier